Erneut zog es mich hinaus in die wunderbare Natur
Der rohe Klang der Stadt, samt deren Gesellschaft
sollte mich nicht mehr länger quälen
Erneut war es mein Wille noch intensiver
bewusster im Hier und Jetzt zu leben
Das Mark des Lebens aufzusaugen
um alles auszurotten was nicht Leben ist.
Erneut wurde es Zeit, den Weg zurück zu mir einzuschlagen, um mich und meine Grenzen wieder deutlicher spüren zu können.
Erneut war es mein Ziel, als Grenzgänger und Gratwanderer von meiner Freiheit Gebrauch zu machen.Stets knapp am Abgrund, doch immer hart am leben.
So lauteten diesmal meine - zugegeben sehr hochgesteckten, etwas philosophisch angehauchten - Ziele.
Ich habe ihn wohl gesucht, diesen Berg, der mir bei meiner Zielfindung vielleicht etwas entgegen kommen würde und fand ihn alsbald in der sagenumwobenen, ja fast mystischen wirkenden Zimnitz. (die in Landkarten meist als Leonsberg bezeichnet wird)
Zwischen Schafberg-Völkerwanderung und Traunstein-Massentourismus thront diese massive Berggestalt eher einsam und kaum bewandert mit drei Gipfeln (Gartenzinken, Mitterzinken und dem 1745 Meter hohen Hauptgipfel).
Umso mehr der Anreiz für mich diesen Berg zu erwandern, tu ich das doch lieber auf einsamen, kaum begangenen, als auf von Menschenmassen frequentierten Wegen und Pfaden.
Ich fuhr also bis nach Pfandl/Kreutern nebst Bad Ischl, ließ dort mein Auto stehen und startete meine Bergtour auf ca.520m Meereshöhe.
Zunächst ging es einer Forststraße entlang relativ eben hinein ins Tal des Zimnitzbaches, durch die sogenannte "enge Zimnitz" bis zu einem kleinen Wasserfall.
Hier endete dann der bis dahin gemütliche Spaziergang und es begann der steile Waldanstieg mit vielen Serpentinen...
rund 600 Höhenmeter hinaus bis zur Schüttalm auf 1166 m. Bei der Weggabelung auf der Schüttalm musste ich dann kurz innehalten. Hab ich mir etwa doch zuviel zugemutet ? Kommt Hochmut vor dem Fall ? Der Gipfel war noch fern und mein schwerer Atem gab mir deutlich zu verstehen, dass es um meine Kondition nicht gerade zum Besten stand. Der um 400 Meter niedrigere Nachbarberg Gspranggupf bot sich hier als leichtere Alternative an. Aber mein Ehrgeiz war erweckt und irgendwie hatte ich, da ich schon so weit gekommen war „Blut geleckt“ und wollte mehr. Außerdem nährte das Panorama der umliegenden Berge zunehmend meine Augen und meinen Willen den höchsten Gipfel zu erklimmen. Nicht nur das, irgendetwas betäubte scheinbar meine manchmal zu schmerzen beginnenden Füße. War es das Panorama oder gar der Zimnitzgeist ? Nach einer kurzen Rast bei der Jagdhütte Schüttalm und ein paar sagenhaft, philosophisch, abergläubigen Gedanken später, entschied ich weiterzuwandern. Nach 150 erklommenen Höhenmetern, lichtete sich der Wald gänzlich und ich erreichte den Gratrücken der Zimnitz.
Entlohnende Blicke: einerseits hinunter zum Ausgangspunkt Pfandl, Kreutern und Bad Ischl
andererseits auch zum Attersee, ebenso zum Wolfgangsee
Nachdem ich das herrliche Panorama des Salzkammergutes reichlich genossen habe, mach ich mich auf den Weg zum Abstieg. Gleich zu Beginn die ersten Blicke zurück zum Gipfel.
... rechts und links steile Abhänge.
Schon etwas gezeichnet von den Strapazen genoss ich hier dennoch (viel mehr noch als am Hauptgipfel) die stille Einsamkeit.
Keine lästigen Stechmücken, keine lauten Menschen - nur mehr ich, die Sonne, der Wind und
noch einmal mehr die herrlichen Blicke ringsum auf Schafberg
bis hin zum Dachsteingletscher.
Nach knapp einer halben Stunde Entspannung, nahm ich dann den steilen und etwas ungemütlichen Abstieg in Angriff. Erschwerend durch die heiße Nachmittagssonne, die nun immer gnadenloser auf die kahle Westflanke des Berges knallte, kam hinzu, dass mein Trinkvorrat zu Ende ging. Erst 400 Höhenmeter unterhalb des Gartenzinken - am Walkerskogel, begann der schattenspendende Wald, der den letzten steilen Abstieg etwas erträglicher machte. Längstens an meine körperlichen Grenzen gestoßen, erreichte ich nach unzähligen Pausen und einem mehr als 3 stündigen Abstieg meinen Ausgangspunkt in Pfandl. Zum Glück war Samstag und der Billa in Pfandl hatte noch geöffnet. So hab ich es wohl einer 1,5 Liter Flasche Mineralwasser (die ich in kürzester Zeit leer trank) oder auch dem sagenhaften Geist der Zimnitz zu verdanken, dass sich mein Lebensbäumchen (siehe Zimnitzsage) und mein Blick ein allerletzes Mal stolz hinauf zu den erklommenen Gipfel aufrichten konnte. Ein wunderschöner Tag ging zu Ende. Dankbarkeit macht sich in mir breit, denn ich hab meine persönlichen Ziele zum großen Teil erreicht. Ich ging an Grenzen, den Grat entlang, überwand meinen inneren Schweinehund, war im Stande die wunderschöne Natur und deren stille Einsamkeit genießen zu können. Ich habe den höchsten Gipfel erklommen, bin erschöpft, aber gesund im Tal und wieder ein Stückchen näher bei mir angekommen.
Möge ich ihn noch lange in mir weitertragen können.
Diesen – meinen - ganz persönlichen Zimnitzgeist.
In schöner Erinnerung an den 19.August 2006
Meine "Zielfindung" sprich "Wolfsfährte" (rot markiert)
auf der Zimnitz: (siehe Kartenausschnitt oben)
Aufstieg: Von Pfandl über "Enge Zimnitz" und Schüttalm: 3-3,5 Stunden
Abstieg: Über Mitterzinken, Gartenzinken und Walkerskogel: 2,5-3 Stunden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen