Sonntag, 29. Juni 2008

Großer Phyrgas (2244m)

Nachdem ich gestern den Bosruck bestiegen hab, will ich heute seinem großen Nachbarn -dem Gr.Phyrgas -einen Besuch abstatten.Bestens ausgeschlafen erwache ich noch vor'm Weckerläuten um 6:30 Uhr im Zimmer4 des Gasthauses Dorfstüberl in Spital am Phyrn. Ein Blick aus dem Fenster, verheißt gutes Wetter.
Gestern erklärte sich die freundliche Wirtin bereit, mir eine Stunde früher als üblich Frühstück zu servieren. Punkt 7 Uhr bin ich also im Frühstückszimmer und werde freundlich empfangen und bewirtet. Bestens gestärkt verlasse ich das Dorfstüberl und fahre Richtung Bosruckhütte.
Nächster Blick zu meinem heutigen Bergziel:
Die Nordseite des Berges lag noch zur Gänze im Schatten, nur das Gipfelkreuz strahlte schon verlockend herab, als wollte es mir zurufen, komm herauf zu mir.
Kurz überlegte ich, ob ich über die Vogelgesangklamm eine gemütlichere 3-Hüttenwanderung machen sollte.
Aber nein - ich wollte wieder mal höher hinauf, also verwarf ich den Gedanken wieder.
Etwas unterhalb der Bosruckhütte auf (995m Sh.) gibt es genügend Parkplätze.
Warscheneck und Stubwieswipfel glänzen bereits im Sonnenlicht.
Die Bosrückhütte: um 8 Uhr noch verschlafen und menschenleer.
In 3 Stunden sollte ich mein Ziel erreicht haben.
Heute wirds heiß.
Schon am leichten Anstieg zum Rohrauerhaus komm ich ins Schwitzen.Nach knapp einer Stunde passiere ich das Rohrauerhaus.
Eine Kuh will mir den Weg weisen. Keine 8 Minuten später erreiche ich das Phyrgasgatterl - also die Grenze OÖ/Stmk.
Der Grenze entlang steige ich nun etwas steiler und waldwärts höher.Der Scheiblingstein:
Interessanter Berg, da will ich auch mal rauf.
Als sich der Wald lichtet wird die erste Pause fällig.
Mein Leiberl ist bereits zur Gänze durchnässt.
Als ich es ausziehen will, reißt es teilweise ein (siehe Loch im Halsbereich).
Nur gut, dass ich immer 3 Leiberl mithabe. Heute, bei dieser Hitze ist das unbedingt nötig.... wie auch das eincremen um lästigen Sonnenbrand vorzubeugen. Nun wurde es steiler.
Zunächst über steile Wiesen, dann auch immer steiniger.
Ein Blick rüber zum gestrig bestiegenen Bosruck. Von hier sieht er ganz anders aus.
Mein GPS verrät mir, dass ich mich bereits auf 2000m befinde.
Zum ersten Mal heuer.
Bald müsste ich am Grat sein, wo der Hofersteig endet. Einmal geht es noch über eine seilversicherte Stelle rauf, dann hab ich's fast geschafft.Jetzt nur noch flach ansteigend - direkt meinem Ziel entgegen.
Geschafft. Gegen 11 Uhr bin ich am Gipfel, wo bereits viele Menschen das überwältigende Panorama genießen. Wie auch ich kurz darauf.
Hier lässt es sich gut entspannen und ausruhen.
Das Gipfelwiese ist groß und lässt jedem Bergsteiger sein Platzerl finden.
Kurz unterhielt ich mich mit einem Paragleiter und sah ihm bei den Startvorbereitungen zu.
Nach kurzem Warten auf die nächste Brise - hoben beide ab.


Das will ich auch lernen.
Vielleicht nächsten Sommer.
Auch dieses kleine Wölkchen konnte die Stimmung nicht trüben.Freche Dohlen.
Na was jetzt. Magst nicht ?
Wolkenstimmung. Die Wolken sind hier zum Greifen nah.
Mehr als eine Stunde verbringe ich hier oben, dann gings wieder abwärts.
Blick hinab auf Spital.Dem Hofalmsattel entgegen.Der Normalweg ist nicht ganz so steil wie der Hofer-Steig, aber nicht minder schön.Immer wieder richtet sich mein Blick hinüber zum Bosruck.Ein schöner Berg, den ich heute sicher an die 20mal fotografierte.
Am Hofalmsattel.Letzter Blick hinauf zum Gr.Phyrgas. Bei der Bosruckhütte war überaschend wenig los.
Deswegen kaufte ich mir ein schnelles Bier.Mmmh ... das zischte und prickelte.Genau wie etwas später meine Füße beim abschließendem und bereits obligatorischem Fußbadim kühlen Bach.Abschließend gönnte ich mir ein Luxusmenü beim Grundner (Danke Bernhard für den Tip !).Im schönen, schattigen Gastgarten gabs zunächst eine kühle Blonde, dann eine leckere Käsenockerlsuppe.
Als Hauptspeise gefüllte Kalbsbrust mit Reis und einem großen Salatteller.
Die verlorenen Kalorien mussten wieder gesammelt werden.
Zum Abrunden noch Kirschkuchen mit Kaffee. Ein lukullischer Hochgenuß und ein würdiger Abschluss für ein herrliches Wanderwochenende !
Am Nachhauseweg sah ich schon wieder ein paar meiner nächsten Wunschbergziele grüßen.
Die beiden Priel's und die Spitzmauer.
Hmmm ... muss ich mir Sorgen machen ?
Sieht so aus, als wäre ich schon etwas bergsüchtig.

Samstag, 28. Juni 2008

Bosruck (1992m)

Was für ein tolles Wochenende !
Ich beendete das erste Halbjahr 2008 mit dem ersten "2000er" und zwei "Klassikern" unter oberösterreichs Bergen.
-Bosruck am Samstag und
-Gr.Phyrgas am Sonntag.
Aber alles von vorne...
Früher Samstag Morgen:
Wieder gab es einen beeindruckenden, glutroten Horizont, als ich gegen 5 Uhr mein Zuhause verlasse.
Aber leider auch heute wieder, Wetterverschlechterung nach der A9-Tunnelkette.
Bedeckter Himmel, als ich erstmals kurz vor der Abfahrt Spital mein heutiges Bergziel erkenne.
Der Bosruck ist mit seinen 1992m der westlichste Berg der Ennstaler Alpen und steht schon lange auf meiner Wunschbergliste. Bis jetzt hab ich mich aber noch nie getraut da hinauf zu steigen. Bekannt ist er aufgrund seines langen, schönen, aber nicht unschwierigen Grat und dem Autobahntunnel, der sich von in die Steiermark bohrt.

Als ich kurz nach 6 Uhr den Phyrnpass (954m) erreiche, bin ich das erste parkende Auto hier.
3h 30min sind hier auf der Tafel für den Anstieg veranschlagt.
Nach etwa 40min erreiche ich die noch verschlafene Fuchsalm.
Auf schmalem Pfad steige ich nun in endlosen Kehren langsam höher.
Als sich der Wald lichtet, kann ich oberhalb von mir schon die vielen Lawinenverbauungen sehen.
Hier die letzten zwei Stahlkonstruktionen knapp unterhalb des Lahnerkogelgipfels.
Lahn ist übrigens ein altes Wort für Lawine.
Das Panorama ist bis zu diesem Zeitpunkt äußerst eingeschränkt.
Jetzt schwebt auch noch eine Wolke frontal auf mich zu.
Kurz darauf bin ich kurzfristig zur Gänze eingenebelt.
Die Nebelschwaden hielten sich auch danach noch zäh.
Trotzdem war ich zuversichtlich bezüglich Wetterbesserung.
Nach gut 2 Stunden erreiche ich den ersten Gipfel - den Lahnerkogel (1854m).
Nach längerer Pause sinkt meine Zuversicht auf Wetterbesserung kurzfristig wieder.
Der Blick auf den Bosruck war noch immer vernebelt und wenig verlockend.
Doch langsam wurde es besser und so machte ich mich auf, mich dem zweiten Gipfel - dem Kitzstein - zu nähern.
4 Gipfeln sah ich jetzt - von rechts: ein kleiner Vorgipfel, dann Kitzstein und Bosruck.
Ganz links sah man jetzt auch den Gr.Phyrgas.
Ahja... na wer hätte das gedacht. Kurz vorm Kitzstein.
Geschafft - am Kitzstein (1925m)
Der Blick auf den noch immer umnebelten Bosruck.
Lange überlegte ich hier, ob ich weiterwandern oder hier besser umkehren sollte.
Zunächst wollte ich hier noch eine längere Rast einlegen und danach wieder absteigen.
Dann allerdings wurde es links vom Warscheneck - ich schätze Mölblinggruppe lichter.
Dort schien sogar schon die Sonne.
Hmmm... soll ich - oder soll ich nicht.
Die Entscheidung lag im (am) Wind.

...der brachte etwas Bewegung in die Wolken und meinem Mut weiterzuwandern.
Es wurde heller.
Sonne, Wind und Wolken ... hier waren eindeutig höhere Kräfte am werken.
Beeindruckend. Minütlich änderte sich das Bild.
Mittlerweile war allein das schon ein Erlebnis mit dem ich zufrieden wieder absteigen hätte können. Allein, dass ich dieses Naturschauspiel -hier am Kitzstein- in so beeindruckende Art und Weise hautnah miterleben durfte.
Die Sonne brach durch die Wolken und als ich das Kitzstein nach fast 40 Minuten endlich verlasse - strahlender Sonnenschein.
Meine Entscheidung stand nun fest.
Ich wage den Weiterweg zum Bosruckgipfel.
Nachdem man etwas abklettert, verläuft der Weg erstmals südlich des Grates, also auf der steirischen Seite.
Hier fehlen ein paar Fotos, weil ich meine Konzentration zu 100% auf Weg und Schritte konzentrieren mußte.
Jeder Fehltritt kann hier der letzte sein.
Nervenkitzel und Anspannung pur.
Nachdem der Weg wieder ansteigt, wechselt man wieder auf die -Seite.
Hier muss man rechts herum *schluck* ...
keine Seilsicherung und links geht es hunderte Meter steil abwärts.
Danach sieht man ihn dann aber endlich in greifbarer Nähe.
Noch immer bin ich bis jetzt keiner Menschenseele begegnet.
Allerdings sehe ich nun jemanden am Gipfelkreuz sitzen.
Da mich keiner überholt hatte, muss der von der Ostflanke (dem Wildfrauensteig) heraufgekommen sein.
Der letzte Gipfelaufschwung erfolgt über blockartiges Geröll.
Gleich hab ichs geschafft.
4 Männer am Gipfelkreuz.
Ich weiche - menschenscheu wie ich bin - auf einen gegenüberliegenden Felsen aus und genieße von dort aus meine Gipfeljause.
Im Osten - der Große Phyrgas (2244m).
Fast scheint es, als würde seine ganze Südseite brennen.
Endlich machen sich die Männer bereit zum Abstieg.
Als sie weg sind, geh ich rüber zum Kreuz und hab den Gipfel noch ca. 10 Minuten für mich alleine.
Ein kurzer Blick runter zur Autobahn
und schon kommen die nächsten Wanderer von der Ostseite herauf, gleichzeitig auch von der anderen Seite.
Das sind mir dann doch zu viele Leute auf einmal und so bin ich schnell wieder weg vom Gipfel.
Hier sieht man wie die Autobahn im Berg verschwindet.
Der Rückweg. Wieder heißt es vollste Konzentration.
Viele Gedenktafeln säumen hier den Weg.Todesopfer hat er schon genug zu beklagen dieser Berg.
Trotzdem traue ich mich jetzt schon öfter, die Kamera zu zücken.
Kurz vorm Kitzstein - mittlerweile sind mir schon ca. 10 Wanderer entgegen gekommen.Hier der wilde Grat nochmal in Großaufnahme.
Auf der schmalsten Stelle ist er nur ca. 50cm breit.
Links gehts nach , rechts ins Ennstal (Stmk.) hinunter Ein tolles vertikales Panopic (geschossen und zur Verfügung gestellt von Andi. Danke!)
Wieder zurück am Kitzstein, wo ein Pärchen gerade die Aussicht genießt.
Da ich am Aufstieg schon lange hier verweilt hab, wandere ich gleich weiter zum Lahnerkogel.
Auch wenn der Grat nach dem Kitzstein weniger schroff und ausgesetzt ist, heißt es stets konzentriert und aufmerksam bleiben.
Zurück am Lahnerkogel, den ich ebenfalls nur passiere.
Nebst den Lawinenverbauungen wieder abwärts.
Die Almwiese läuchtet nun viel grüner und saftiger als im Aufstieg.Die Blumen aufgrund des Sonnenscheins viel farbenprächtiger.Üppige Vegetation am Fuße des Lahnerkogels.Dschungelartiges Großgewächs in rauhen Mengen.Immer wieder diese langstieligen, stacheligen, violetten Blumen am Wegrand.
Auch Glockenblumen und viele andere Blumen, dessen Namen ich leider nicht benennen kann bereicherten diese herrliche Flora.Auch das Panorama lässt nun weiter entfernte Berge erblicken, wie den Grimming (links) und den spitzen Hochtausing (rechts).Auch den Kühen gefällt es hier anscheinend sehr gut.Wieder auf der Fuchsalm - letzter Blick hinauf zum Lahnerkogel.Am Parkplatz angekommen, waren noch immer überraschend wenig Autos hinter mir eingeparkt.Da ich schon am letzten Tropfen Sprit unterwegs war, rollte ich nach Spital hinab.
Auf der Suche nach einer Tankstelle machte ich bei einem Gasthaus (dem Dorfstüberl) Halt um mich nach der nächstgelegenen Tanke zu erkundigen.
Naja - da konnte ich gleich auch meinen Kalorienhaushalt auftanken und bestellte mir deftige Käsespätzle.
Es war gegen 14:30 Uhr und ich saß ganz alleine, zufrieden und mit gefülltem Bauch im schönen Gastgarten.
Hier gefiel es mir.
Ich erblickte die schöne Kirche von Spital und mußte an Gerlinde K. denken.Kein Wunder, dass man in diesem herrlichen Ort umgeben von beeindruckenden Bergen "Gefahr" läuft "bergsteigsüchtig" zu werden.
Naja, das was Gerlinde erreicht hat, werd ich wohl nicht mehr erreichen und will ich auch gar nicht. Ich will nur diese Erlebnisse die ich auf einem Berg habe nicht mehr missen.
Und so kreisen die Gedanken ...
und plötzlich kommt mir der,
hier in diesem schönen Gasthaus ein Zimmer zu nehmen,
um mich morgen dem nächsten Bergglück zu erfreuen.
Ich hab keinen der zuhause auf mich wartet ( bin übrigens seit Ende Mai auch privat wieder auf Solopfaden unterwegs) - also warum nicht.
Die nette Wirtin bejahte meine Frage, ob sie noch ein Zimmer für mich hätte.
Alles klar - und schon war ich eingecheckt.
Nach kurzem Relaxing im Zimmer, wollte die Phyrn-Priel-Card, die in meiner Übernächtigungsgebühr inkludiert war, ausgenutzt werden.
Es stehen einem dabei einige kostenlose Vergnügen zur Verfügung.
Ich entschied mich mit der Sesselbahn auf den Wurbauerkogel raufzuschweben.
Und "Auf gehts"
Unter mir der Alpine-Coaster und die Sommerrodelbahn.
Auch der Panoramaturm wollte besichtigt werden. Dort oben erblicke ich meine 2 Wochenendberge.
Rechts der heute bestiegene Bosruck.
Links der Kl. und Gr. Phyrgas.
Letzteren hab ich mir für morgen vorgenommen.
Nach Wanderkarten und T-Shirt-Kauf im Tourishop schwebte ich wieder abwärts.
Aber noch immer hatte ich nicht genug.
Ich machte einen Abstecher zum Gleinkersee.Dort unternahm ich noch einen abendlichen Spaziergang zum Pießling Ursprung.Eine mächtigen Karstquelle, wo eine Menge Wasser zu Tage tritt.
700.000 Menschen könnten hier ihren täglichen Wasserbedarf stillen.
Ich jedoch wollte dort nur meine beanspruchten Füße abkühlen.
Welch erfrischende Wohltat.
Am Nachhauseweg betrachtete ich nochmal meinen Berg von heute und freute mich schon auf eine kalte Dusche in meiner Unterkunft.
Im dortigen Badezimmer bewunderte ich noch einmal mein heute erworbenes T-Shirt.
Passt und steht mir doch gut - oder ?
Ein letzter Blick vom Balkon aus, auf mein morgiges Bergziel, dem Gr.Phyrgas, der sich gerade im abendlichen Rot schlafen legte.Nur kurze Zeit später tat ich es ihm gleich.
Ein ausgefüllter, erlebnisreicher Tag ging zu Ende, nicht ohne Vorfreude auf den nächsten Tag.
Bergsteigerherz was willst du mehr :)